Annahütte gibt es streng genommen erst seit 1938. Vorher hieß der Ort Särchen, das als „Serchin“ erstmals 1418 urkundlich erwähnt wurde. Den Nazis passte Särchen nicht, es wurde in Annahütte umbenannt - das war der Name der Glashütte, die wiederum nach der Frau des Besitzers benannt worden war.

Annahüttes Wohlstand ist auf Glas und Kohle begründet. 1856 öffnete eine kleine Glashütte, wenig später wurde dann auch Kohle abgebaut. Damit begann eine rasante Entwicklung, aus dem kleinen Dörfchen Särchen mit 250 Einwohnern wurde eine Industriegemeinde mit über 3000 Einwohnern. Die Glashütte wurde zu einem Industriekomplex mit mehreren Glaswannen, Brikettfabriken und einer Ziegelei erweitert. Der Ort erhielt Bahnanschluss, Schule, Kirche, Kino, Apotheke, Freibad und vieles mehr.

Geprägt wird der Ort von gelben Backsteinhäusern. Sie wurden für die Kumpel in den Kohlegruben und Brikettfabriken gebaut und für die Glasarbeiter. Die denkmalgeschützte Glaswerksiedlung wird heute schrittweise privatisiert und saniert, aktuell sucht Annahütte noch Interessenten für drei Mehrfamilienhäuser.

Annahütte war über Jahrzehnte Bergbauschutzgebiet, sollte dem Tagebau Klettwitz weichen. Dadurch ist nicht mehr viel im Ort investiert worden. Die Pläne flammten später noch einmal auf, wurden aber nach der Wende 1991 endgültig fallen gelassen.

Der berühmte „Burgenkönig“ Herbert Hillebrand kaufte 1992 das Glaswerk für eine Mark von der Treuhand, wollte hier mit „Crystal Castle“ eine moderne Bleikristallproduktion aufziehen. Doch er hat sich überhoben, drei Jahre später war das Werk pleite, viele Annahütter wurden arbeitslos. Heute steht hier ein Solarpark, nur noch ein Gedenkstein erinnert an das Glaswerk.

Mit dem KCA 1948 e.V. hat Annahütte den ältesten Karnevalsverein in Berlin und Brandenburg. Er hat sich aus den Sportvereinen heraus gegründet. Heute hat er 140 Mitglieder, von Funken bis zur Frauengarde ist alles vertreten und sogar Guggenmusik wird gespielt. Die haben die Annahütter aus der Schweiz mitgebracht und drücken ihr mit „Gaudimu“ ihren eigenen Stempel auf. Die Musiker haben viele Auftritte, auch außerhalb des Karnevals.

Die Henriettenkirche mitten in Annahütte wurde 1905 durch Geheimrat Heye gestiftet, den Besitzer der Glashütte und der Braunkohlenwerke. Sie gehört jetzt der Gemeinde, ein Förderverein kümmert sich um ihren Erhalt und organisiert regelmäßig Veranstaltungen. Auch Gottesdienste finden in der Kirche statt und es kann dort geheiratet werden. Legendär ist das Annahütter Weihnachtstreiben vor der Kirche, an dem sich der gesamte Ort mit seinen Vereinen beteiligt.

Annahütte hat auch einen See: den Annahütter- oder Silbersee. Es ist eine ehemalige Kohlegrube, in der jetzt geangelt und auch gebadet werden kann. Vom Aussichtspunkt „Roter Strumpf“ ist ein Blick über den See möglich. Der wurde in Erinnerung an die Siedlung böhmischer Glasarbeiter angelegt, die rote Strümpfe trugen.

Im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Heyeschen Braunkohlenwerke gibt es eine Pension, auch in den ehemaligen Bahnhof ist neues Leben eingezogen. Er dient als Musikbahnhof Bands und Musikern als Aufnahmestudio, Probenraum, Kreativort.

Aus dem ehemaligen Freibad wurde 1992 ein ökologisch orientiertes Familien- und Erlebniszentrum, das später den Namen „ÖKOTANIEN“ bekommen hat. Schulklassen können hier Projekttage verbringen. Träger ist die Aktion Umwelt für Kinder“, die von der Frau des verstorbenen ehemaligen Brandenburger Ministerpräsidenten Ingrid Stolpe unterstützt wird.