Die Gemeinde Groß Pankow muss sich nicht hinter echten Großstädten verstecken, denn mit einer Fläche von rund 250 Quadratkilometern ist die Gemeinde größer als Potsdam, Hannover oder Stuttgart. Aber dann doch viel kleiner: hier leben gerade einmal rund 3.800 Menschen in insgesamt 39 Dörfern, die zur Gemeinde gehören. Der zentrale Ort ist Groß Pankow selbst, direkt an der B189 zwischen Perleberg und Pritzwalk gelegen. Der Ort wurde Anfang des 14. Jahrhunderts erstmal erwähnt. Die Großgemeinde ist 2002 durch die Gemeindegebietsreform und den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden entstanden. Von Groß Pankow aus geht es auch mit dem Prignitz-Express, dem RE6 in Richtung Berlin oder Wittenberge.

In Groß Pankow wurde direkt am Gutshaus – der heutigen Augenklinik - ab 1827 ein gut vier Hektar großer Park im biedermeierlichen Stil angelegt. Er lädt zu einem Spaziergang ein und besteht aus einer großen Rasenfläche, einem alten artenreichen Baumbestand, einem Teich und Blumenbeeten, in denen wegen der Mischung aus Wildwuchs und Anpflanzung fast immer etwas blüht. Im Rahmen der „Offenen Gärten“ gibt es auch Führungen durch die Anlage, die aber auch auf eigene Faust erkundet werden kann. Für eine Stärkung bietet sich ein Besuch im angrenzenden Hofladen mit Café an.

Wer nach Groß Pankow will, sollte auf den Hinweis „Prignitz“ achten. Denn nur gut 40 Kilometer entfernt, kurz hinter der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern liegt ein weiteres Groß Pankow. Auch mit dem Berliner Bezirk „Pankow“ gibt es Gemeinsamkeiten – zum einen den Namen. Aber durch Groß Pankow fließt auch eine Panke. Hier ist es aber ein kleiner Nebenfluss der Stepenitz, in die die Panke hier im Gemeindegebiet auch mündet.

Der Pollo aus dem Groß Pankower Ortsteil Lindenberg hat Fans aus ganz Deutschland. Die Schmalspurbahn transportierte ursprünglich über ein 100 Kilometer langes Eisenbahnnetz Personen und landwirtschaftliche Produkte in der Region. Der Pollo bot Anschlüsse zur normalen Bahn, bis immer mehr Transporte auf die Straße gingen und er eingestellt worden ist. Seit 1993 gibt es den Verein, der im Sommer regelmäßig an Wochenenden die Kleinbahn mit einem Wagen aus dem Jahr 1907 wieder fahren lässt. In Lindenberg gibt es auch das Kleinbahnmuseum, das zur Entwicklung und Bedeutung des Pollos in der Region informiert.

In Groß Pankow fühlen sich auch Schweine sauwohl – zumindest im Stall von Landwirt Ralf Remmert. Obwohl er kein Bio-Schweinehalter ist, zeigt er im Ortsteil Neudorf, dass Tierwohl in den deutschen Ställen doch möglich ist. Remmert verzichtet unter anderem auf den Kastenstand, in denen die Muttertiere sonst eingesperrt werden, auch verzichtet er auf die Kastration und das Kürzen der Ringelschwänze. Die Tiere leben nicht getrennt voneinander, sondern in einer Art großen Wohngemeinschaft – das Ziel: weniger Stress für die Schweine. Möglich geworden ist der schrittweise Umbau durch die Unterstützung des Bundes, aber auch durch Kooperationen mit einer Supermarktkette und einem regionalen Fleischverarbeitungsbetrieb. Damit erzielt Remmert höhere Preise für seine Schweine. Der Betrieb ist mittlerweile ein sogenannter Demonstrationsbetrieb für mehr Tierwohl und wird damit zum Vorzeigebeispiel für ganz Deutschland.

Claudia und Hans Serner sind vor 17 Jahren von Berlin in den Groß Pankower Ortsteil Lindenberg gezogen. Seitdem starten sie von ihrem Dorf aus zu ihrem Publikum, das sich an den selbst geschriebenen Stücken für Marionetten erfreut. Unter anderem spielen das „Marion-Etten-Theater“ demnächst in Pritzwalk, Ribbeck oder in Berlin-Weißensee. Als besonderes Geschenk kann man sich von Claudia und Hans Sener auch Marionetten anfertigen lassen, die aussehen wie die Beschenkten selbst.

Auf ihren Ortsnamen sind die Einwohner aus dem Groß Pankower Ortsteil Kuhbier mächtig stolz. Zum einen ist er außergewöhnlich, zum anderen einmalig. Das zeigen die Kuhbieraner – wie sich die Einwohner selbst nennen – auch gerne: mit einer Bier trinkenden Kuh auf T-Shirts, Autoaufklebern oder an den Zäunen. Im Ort gibt es viele Erzählungen, wie es zum Namen kam. Am „gelben Haus“ ist eine Variante als Wandbild sehen: ein Bierkutscher soll Fässer verloren haben und die Kühe konnten dem Bier nicht widerstehen. Doch so wird es wohl nicht gewesen sein. Denkbar wäre eher ein Ursprung aus dem Wendischen. So ist in alten Dokumenten zum Beispiel von Cubier oder Kobyr zu lesen, was übersetzt Weberdorf heißt.

Vor einigen Jahren ging den Groß Pankowern per Anruf ein Licht auf oder besser gesagt ein Licht an. Denn weil die Gemeinde Energiekosten sparen wollte, wurde die Straßenbeleuchtung in einigen Ortsteilen in der Nacht abgeschaltet. Doch die Groß Pankower mussten nicht im dunklen sitzen – per Telefonanruf konnten sie in ihrem Ort die Straßenbeleuchtung für kurze Zeit wieder anknipsen. Vor gut vier Jahren wurde das System abgeschaltet, weil es nicht mehr zeitgemäß ist. Mittlerweile wurde auch ein Großteil der Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet, so dass ein Ausschalten in der Nacht nicht mehr notwendig sei.

Die rotblinkenden Leuchten von Windkraftanlagen sind Anwohnern oftmals ein Ärgernis. Dass die Lichter auch nur leuchten müssen, wenn sie gebraucht werden zeigt ein Pilot-Projekt in der Gemeinde Groß Pankow. Im Ortsteil Groß Woltersdorf steht direkt neben dem Waldlehrpark eine Radar-Anlage vom Windkraftbetreiber Voss Energy. Die Anlage überwacht den Luftraum im Umkreis von 24 Kilometern und sorgt dafür, dass die Blinklichter der Windkraftanlagen erst eingeschaltet werden, wenn sich ein Flugzeug oder Hubschrauber nähert.

Wer in Groß Pankow zwischen den Ortsteilen Wolfshagen und Seddin unterwegs ist, stößt unweigerlich auf eine neue Attraktion in der Gemeinde. Die grünen Hühnermobile Helene und Hannes von Knut Primann. Der Seddiner hat zwei LKW-Aufleger auf die Bedürfnisse der Hühner umbauen lassen – mit Nestern, Sitzstangen, LED-Licht und automatischen Jalousien, die sich in der Nacht verschließen, damit die Hühner es sicher haben. Und auch die Eier sind etwas Besonderes, neben den Klassikern in braun und weiß gibt es auch grüne Eier. Zu kaufen gibt es sie direkt am Hof in Seddin oder in ausgewählten Prignitzer Geschäften.