Etwa um 1870 wird Klettwitz Teil des Braunkohlegebietes. Den Anfang macht 1867 die Grube Felix. Sie und andere Gruben haben einerseits den landschaftlichen Wandel zur Folge. Andererseits bedeutet der Zusammenschluss mehrerer Bergwerke zur „Klettwitzer Bergbaugesellschaft“ auch finanzielle Veränderung. Zeitweise nehmen die Klettwitzer mit dem Braunkohlegeschäft den führenden Marktposten in der Region ein.

Die Hochzeiten des Braunkohleabbaus sind Vergangenheit. Strukturwandel liegt in der Luft und mit ihm der Übergang zu erneuerbaren Energien. Seit 1998 wächst der Windpark Klettwitz auf mittlerweile 59 Windkraftanlagen an. In Planung ist nun das höchste Windrad der Welt, das sich dann in einen der größten Windparks Europas einordnet.

Es ist darüber hinaus ein 90 Hektar großer Solarpark geplant. In Kombination mit einer Wasserstoffproduktion soll hier ein Energie-Pilotprojekt entstehen. Die Gemeinde Schipkau hat übrigens einen Bürgerbonus erstritten. Jeder Einwohner erhält – sozusagen im Gegenzug für die Aufstellung der Windräder vor der eigenen Haustür – auf Antrag 80 Euro Entschädigung jährlich.

So ist es in Klettwitz tatsächlich. Zumindest ist der Grundstock der evangelischen Kirche das heute älteste Gebäude des Ortes. Sieht man von den bronzezeitlichen Funden ab, die auf eine frühere Besiedlung schließen lassen, wird der Ort vor 650 Jahren das erste Mal urkundlich erwähnt. Ebenfalls um das Jahr 1370 wird der Bau der Kirche vermutet: eine steinerne Kapelle, die als Vorhalle des aktuellen Kirchengebäudes erhalten geblieben ist. Den Auftrag dafür geben damals Mönche des Zisterzienserklosters Dobrilugk. Im Zuge der Reformation wird die Kirche im 16. Jahrhundert zu einer einschiffigen Wehrkirche erweitert. 1774 erfährt die evangelische Kirche im Zentrum von Klettwitz eine barocke Umgestaltung und wird im Zuge des Bevölkerungswachstums durch den Kohleabbau 1906 zur heutigen Form erweitert.

Besonders die erhaltene Inneneinrichtung samt Wand- und Deckenverzierungen machen die evangelische Kirche zu einem besonderen Bauwerk. Es steht unter Denkmalschutz und ist damit nicht allein. Auch die katholische Kirche Herz-Jesu, die zweite Kirche im Ort, ist ein Baudenkmal. Sie wird im Jahr 1909 errichtet. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Zuge des Braunkohleabbaus kommen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts viele Menschen aus dem Rheinland und aus Polen nach Klettwitz, die dem katholischen Glauben angehören und in dem neubarocken Backsteingebäude ein Gebetshaus finden.

Im Inneren der evangelischen Kirche im Ortskern von Klettwitz hängt ein zwölfarmiger, gusseiserner Leuchter. Ein Schmiedemeister aus dem Ort hat ihn angefertigt, soviel weiß Pfarrer Christian Raschke. Nur kann das kaum in einer Werkstatt passiert sein, denn der Leuchter ist zu groß, um durch die Türen der Kirche zu passen. Auch neu gestrichen wird der Leuchter innerhalb der Kirchenmauern. Ob er schlichtweg im Kircheninneren zusammengeschweißt wurde oder durch höhere Gewalt seinen Weg in die Kirche gefunden hat, bleibt offen.

Wie ihn hat es viele gegeben in Brandenburg, insbesondere hier in der Lausitz: Entwässerungsschächte. Sie sind die Vorhut des Braunkohleabbaus – denn wo Wasser ist, macht sich der Kohleabbau schwer. Der Klettwitzer Schacht wird Anfang der 1960er Jahre errichtet und geht bis 90 Meter in die Tiefe. Im Dreischichtbetrieb arbeiten jeweils um die 30 Kohlekumpel hier im Braunkohlegebiet auch unter Tage. Am Klettwitzer Schacht bis 1981. Dann wird er still gelegt, aber nicht versetzt – sodass er heute noch besichtigt werden kann. Der Tunnel ist zugeschüttet, aber den Schachtturm samt Fördermaschine, Schaustrecke und Ausstellung betreuen liebevoll die Mitglieder des Traditionsvereins Schacht Klettwitz.

Für einen relativ kleinen Ort wie Klettwitz sind zwölf aktive Vereine vorbildlich. Ortsvorsteher Dietmar Woznica ist selbst Mitglied in mehreren von ihnen, denn: „Das Vereinsleben ist es, was eine Gemeinde ausmacht“, so der 66-Jährige. Über die Vereine, zu denen neben dem Traditionsverein Schacht Klettwitz auch die Freiwillige Feuerwehr, der Kulturverein und auch ein Zamper-Verein gehören, finden über das Jahr verteilt viele Feste und Veranstaltungen statt, auf denen die Klettwitzer und Bewohner der Nachbarorte zusammen kommen.

Wachsende Einwohnerzahlen durch den Kohleabbau – das veranlasst die Klettwitzer zum Ende des 19. Jahrhunderts zum Bau eines eigenen Bergmannkrankenhauses. Denn die Kumpel, wie auch ihre Angehörigen, sollen vor Ort die beste medizinische Versorgung erhalten. Bis einschließlich 2007 werden Patienten hier versorgt, dann steht der Komplex aus mehreren Klinkerbauten vorerst leer. Aber schnell wird eine neue Idee in die Tat umgesetzt: Jung und Alt sollen auf dem Familiencampus Lausitz zusammen kommen. Neben der Ausbildungsstätte und einem Internat für Auszubildende in der Gesundheits- und Altenpflege, befindet sich auf dem Campus die Lernbar, in der vor Ort gekocht wird. Seminarräume bieten Platz für Weiterbildungen, alles kann aber auch von privaten Gruppen gemietet werden.

Das Bunte fällt schon beim Vorbeifahren auf – Die Fassade der Kreativ-Werkstatt von Mario Gnüchtel lädt optisch und auch wortwörtlich ein. Zum experimentellen Malen, Gestalten mit Holz und anderen Naturmaterialien. Der Künstler selbst arbeitet mit Speckstein und Gasbeton. Nicht nur ein Besuch in seinem Atelier bietet er an, sondern zeigt, bei Interesse, auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung.

Rennsport, Unterhaltung und Testanlage in einem: Seitdem der EuroSpeedway Lausitz im Jahr 2000 eröffnet wird, erlangt die Gemeinde Schipkau und insbesondere der Ort Klettwitz noch ein wenig mehr an nationaler und internationaler Beachtung. Neben Publikumslieblingen wie die Deutsche Tourenwagen Masters (DTM), stellen hier die bekanntesten Automobilhersteller ihre neuesten Entwicklungen vor. Seit 2018 ist die Renn- und Teststrecke in Hand der DEKRA, die sie weiterhin als Veranstaltungsstrecke für den Motorsport, als auch für Forschung und Entwicklung in der Automobilindustrie nutzt.