Kyritz ist überall bekannt unter dem Beinamen „An der Knatter“. Dabei liegt die Stadt doch eigentlich an der „Jäglitz“.

Von dieser Jäglitz wurde in früheren Jahrhunderten ein Nebenfluss abgezweigt, der den ansässigen Wassermühlen das rauschende Nass zuführte. Kyritz-Reisende, die nun an den beschaulichen Mühlen entlangwanderten, mokierten sich über das Rattern und Knattern der Mühlräder und tauften den Mühlenfluss kurzerhand „Knatter“.

Die Kyritzer griffen diesen Namen gleichermaßen selbstbewusst wie selbstironisch auf, und machten damit fortan Werbung für ihre Stadt. Ein historischer Theaterverein nennt sich noch heute „Knattermimen“, ein Sekt „Knatterperle“ und ein Kräuterlikör „Knatterwasser“.

Kyritz hat auch seine dunklen Seiten – ein Schwarzbier mit brauner Schaumkrone und dem ungewöhnlichen Namen „Mord und Totschlag“.

Gebraut wurde dieser herbe Durstlöscher schon im 17. Jahrhundert. Der Literaturhistoriker Theodor Grässe erwähnt das Getränk in seinen „Bierstudien“ von 1874: „Mord und Totschlag, ein Bier, welches wegen des ungesunden Wassers, welches man dazu verwendete, wenn man auch noch so wenig davon trank, doch stark berauschte und zu Streit anregte.“

Da die geistliche Obrigkeit offenbar wenig angetan war vom rauen Titel des Bieres, wurde damals eine weitere Kyritzer Biersorte auf den Namen „Fried und Einigkeit“ getauft. In den Hoch-Zeiten wurden in Kyritz bis zu 300 verschiedene Biere gebraut.

Heute wird „Mord und Totschlag“ als Craft Beer mit 7,2 Prozent Alkohol von der Klosterbrauerei Neuzelle hergestellt.

1814 wurden auf dem Kyritzer Marktplatz im Gedenken an die Leipziger Völkerschlacht vier Friedenseichen gepflanzt. Eine von ihnen hat sämtliche Kriege und Brände bis heute überstanden.

Ab 1806 stand Kyritz unter französischer Besatzung. Nach dem Sieg der Napoleonischen Truppen über die preußische Armee plünderten die Franzosen die Stadt und nutzten zahlreiche Wohnhäuser als Zwischenquartier. In dieser Zeit herrschte große Not und Armut. Zu den Opfern der Besatzung gehörten der Kyritzer Kämmerer Johann Carl Friedrich Schulze und der Kaufmann Carl Friedrich Kersten. Beide wurden im April 1807 von französischen Soldaten standrechtlich vor den Toren der Stadt erschossen, um damit ein Exempel zu statuieren. Ein Denkmal von Friedrich August Stüler, der auch das Neue Museum in Berlin entwarf, erinnert noch heute neben der Stadtpfarr-Kirche an die beiden „gefallenen wackern Bürger von Kyritz“, Theodor Fontane verewigte die tragische Episode in seinem Roman „Vor dem Sturm“.

Nach dem Sieg über Napoleon feierten die Kyritzer das Ende der Fremdherrschaft im Oktober 1814 mit der Einweihung eines Siegerdenkmals und jenen vier Friedenseichen auf dem Markt. Das Exemplar, das dort heute noch steht, ist also inzwischen stolze 206 Jahre alt.

Mit einer ungewöhnlichen Kriegslist haben die Kyritzer vor über 600 Jahren einen mecklenburgischen Raubritter vertrieben, der raubend und plündernd durch die Prignitz zog. An diese Heldentat erinnert heute noch der jährliche Bassewitztag.

Gleich zweimal versuchte Ritter Kurt von Bassewitz sein Glück in Kyritz – 1381 und 1411. Vergebens. Beim zweiten Mal wollte er die Stadtmauer unterirdisch bezwingen, und ließ einen Tunnel graben, was allerdings nicht unbemerkt blieb. Als Bassewitz am Markt schließlich nach oben klettern wollte, übergossen ihn die Kyritzer Marktfrauen mit heißem Grützbrei. Anschließend wurde er mit seinem eigenen Schwert hingerichtet.

Zum Gedenken an die Rettung ihrer Stadt feiern die Kyritzer bis heute am Montag nach Invocavit (dem ersten Fastensonntag) das Bassewitzfest.

Erbaut wurde das Rathaus im Burgenstil der englischen Tudor-Epoche, ganz aus rotem Backstein. Im Ratssaal sind zwei historische Kostbarkeiten zu besichtigen.

Mit der Reichsgründung 1871 bekam Kyritz einen enormen Entwicklungsschub. Es entstand u.a. eine der größten deutschen Fabriken zur Herstellung von Kartoffelstärke, die bis heute existiert.

1879 wurde schließlich das markante Rathaus errichtet, ein kastellartiger Klinkerbau mit Uhr- und Ecktürmen – der erste Bau der Stadt mit Backsteinfassade. Zwei Reliquien der Kyritzer Geschichte sind im Rathaussaal ausgestellt: das Bassewitz-Schwert, mit dem gleichnamiger Raubritter 1411 hingerichtet wurde. Und eine seltene, reich illustrierte Kölnische Bibel aus dem Jahr 1478.

In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 1945 hissten einige Bürger der Stadt auf dem Rathausturm die weiße Flagge. Sie retteten Kyritz damit vor der Zerstörung durch die Rote Armee.

Vor über 600 Jahren war Kyritz Teil der Hanse. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mitgliedschaft 1359.

Die günstige Lage an mehreren wichtigen Handelsstraßen machte Kyritz zu einer bedeutenden Handelsstadt. Unter anderem führte der alte Postweg von Berlin nach Hamburg über Kyritz. Außerdem konnten Kaufleute ihre Waren über die heimische Jäglitz bis zur Elbe schiffen. Besonders florierte damals der Getreide- und Tuchhandel, aber auch Bäcker, Fleischer und Schuhmacher waren wichtige Zünfte in Kyritz.

Seit 1993 ist Kyritz Mitglied im Hansebund der Neuzeit und beteiligt sich seitdem an den internationalen Hansetagen. In diesem Jahr hätte das Fest Anfang Juni in Brilon (NRW) stattfinden sollen, wurde aber aus Pandemie-Gründen zu einer digitalen Konferenz umgewidmet. Immerhin bedankte sich Kyritz mit einer Sonderlieferung des Traditionsbiers „Mord und Totschlag“ bei den Organisatoren der Hansetage.

Es ist das älteste Gebäude von Kyritz – das Franziskanerkloster aus dem 13. Jahrhundert.

Einem Eintrag in der Kyritzer Stadtbibel zufolge soll das Kloster bereits 1225 gegründet worden sein. Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf den 15. Februar 1303. Das Kloster entwickelte sich rasch zu einem der wichtigsten in Deutschland und hatte sogar eine eigene Gerichtsbarkeit – eine der Aufgaben des Klostervorstehers war es, Streitigkeiten zu schlichten.

Nach der Reformation wurde das Kloster 1552 aufgelöst. Heute noch erhalten ist das zweistöckige Klausurgebäude, in dem unter anderem der Speise- und Schlafsaal der Mönche untergebracht waren.

Der Theaterverein der „Kyritzer Knattermimen“ belebte in den 90er Jahren den verwilderten Klostergarten wieder und errichtete eine Open-Air-Bühne. Heute finden auf der beschaulichen Anlage Theatervorstellungen, Lesungen, Feste, Konzerte und Märkte statt.

Kyritz ist von wunderschöner Natur umgeben. Wiesen, Wälder und die malerische Seenkette laden zum Wandern, Schwimmen, Angeln, Radfahren und Campen ein.

Etwa 20 Kilometer lang zieht sich eine eiszeitliche Schmelzwasserrinne durch die Prignitz. Die Seen des Ober- und Untersees reichen von Bork-Lellichow bis Wusterhausen an der Dosse und sind Heimat für seltene Tierarten: Biber, Fischotter, Seeadler, Eisvogel, Graureiher oder Rotmilan.

Die Umgebung ist bestens für die Naherholung geeignet. Hier befinden sich Strandbäder, Bootsverleihe, Campingplätze, Bungalowsiedlungen, Gaststätten und Wanderwege.

Schon im 19. Jahrhundert reisten die Berliner zur Sommerfrische an, 1928 fuhr hier das erste Fahrgastschiff und einmal im Jahr verwandeln die Kyritzer Regattatage die Seen in ein Meer aus weißen Segeln.

Er ist Norddeutschlands größte Talsperre – der Dosse-Speicher Kyritz.

Er besteht aus den drei Seen des Obersees der Kyritzer Seenkette – dem Stolper See, dem Salzsee und dem Borker See und ist seit 1979 in Betrieb. Das Wasser im Stausee stammt nicht allein vom Regenwasser, sondern wird zusätzlich über einen fünf Kilometer langen künstlichen Zulauf aus der Dosse eingespeist.

Seine Funktion ist zum einen der Hochwasserschutz, insbesondere der Städte Wusterhausen und Neustadt/Dosse, zum anderen die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen. Außerdem soll die Talsperre in Trockenzeiten für genügend Wasser in der Dosse und den Unterläufen der Alten und Neuen Jäglitz sorgen und stellt jährlich ca. 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser für die Kartoffelwäsche in der Kyritzer Stärkefabrik bereit.

Am 30. August 2010 schreibt die Prignitz Mobilfunkgeschichte. Nicht Berlin, nicht München oder Hamburg – der erste 90 Meter hohe LTE-Funkmast Deutschlands wurde 2010 in Kyritz in Betrieb genommen.

Die Bundesnetzagentur hat den Anbietern damals zur Auflage gemacht, zunächst die ländlichen Regionen, die bislang keinen Breitband-Internetanschluss hatten, mit der neuen, schnellen Internet-Technologie zu versorgen. 30.000 Menschen im Einzugsgebiet von Kyritz konnten davon profitieren. LTE gilt als Internet der vierten Generation (4G). Es handelt sich um eine Technologie, mit der DSL-Internetgeschwindigkeiten auch für den Mobilfunk ermöglicht werden.