Er ist so etwas wie das heimliche Wahrzeichen Neuruppins: der Storchen-Trabi an der Bundesstraße 167 bei Bechlin. Seit mehr als 20 Jahren steht ein Trabant auf einem alten Metallmast mitten in einem Feld – auf dem Dach ein angelegtes Storchennest. Der damalige Müller Artur Jänsch hievte 1998 die Rennpappe, die durch den TÜV fiel, auf den Masten und gab so den Störchen eine Nistmöglichkeit. Kaum ein anderes Bild aus Neuruppin machte weltweit mehr die Runde, unter anderem berichteten Zeitungen aus Australien und Kanada und auch heute noch stoppen immer wieder Begeisterte, die ein Schnappschuss vom Storchen-Trabi schießen wollen.

Der Ruppiner See ist mit einer Länge von 14 Kilometern Brandenburgs längster See und ein beliebtes Ausflugsziel. Ob mit der Fahrgastschifffahrt, einem Hausboot oder per Kanu – der Ruppiner See ist immer eine Reise wert. Seit der Wende ist am Neuruppiner Seeufer außerdem eine gut drei Kilometer lange Promenade entstanden, die zur beliebten Flaniermeile - mit Cafés, einem Hotel sowie der Therme - für die Einwohner und Besucher geworden ist. Auch bei Anglern ist der Ruppiner See beliebt, um Zander zu fangen.

Seit 1998 trägt Neuruppin offiziell den Beinamen „Fontanestadt“. Damit erinnert die Stadt an ihren bekanntesten Sohn: Theodor Fontane. Der Schriftsteller wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin als Sohn des Apothekers Louis Henry und Emilie Fontane – im heutigen Fontanehaus mit der Löwenapotheke - geboren. Neuruppin und Fontane, das war auch eine Art Hassliebe. Immer wieder fuhr Fontane nach Neuruppin, um seine Mutter und Schwester zu besuchen. Doch der Schriftsteller tat sich auch schwer mit der preußischen Genauigkeit der Stadt. Im vergangenen Jahr feierten Neuruppin und das Land Brandenburg den 200. Geburtstag Theodor-Fontanes unter anderem mit Ausstellungen, Theaterprojekten und Lesungen. Auch aktuell dreht sich bei den Fontane Festspielen alles rund um den bekannten Schriftsteller mit Lesungen und dem Poesifestival „POP und PETERSILIE“ im November.

Neben Fontane hat Neuruppin noch weitere berühmte Töchter und Söhne – darunter Karl Friedrich Schinkel. Der Architekt, Stadtplaner und Maler wurde am 13. März 1781 in Neuruppin geboren und lebte dort bis zu seinem 13. Lebensjahr. Seine Kindheit war geprägt vom Wiederaufbau Neuruppins nach dem großen Stadtbrand im Jahre 1787, bei dem ein Großteil der Stadt zerstört wurde. Als bedeutendster Architekt des deutschen Klassizismus prägte Schinkel maßgeblich Bild des Berliner Stadtzentrums und auch der Potsdamer Innenstadt zum Beispiel mit der Nikolaikirche. Auch die Dichterin Eva Strittmacher war eine Tochter Neuruppins, wurde hier am 8. Februar 1930 geboren, legte ihr Abitur am Neuruppiner Gymnasium ab und blieb ihrer Heimatstadt stets verbunden. 2012 wurde nach dem Tot Strittmatters vor ihrem Neuruppiner Geburtshaus, dem Schlossgarten, eine Gedenktafel aufgestellt.

Mediziner Made in Brandenburg - das gibt es in Neuruppin. 2014 wurde in der Stadt die private „Medizinische Hochschule Brandenburg“ durch die Gesellschafter – u.a. den Ruppiner Kliniken, das Städtische Klinikum Brandenburg sowie die Immanuel Diakonie - gegründet. Erstmals gab es damit in Brandenburg die Möglichkeit ein Medizinstudium zu absolvieren. Der Lehrbetrieb startete zum Sommersemester 2015 mit den Studiengängen Medizin und Psychologie. Außerdem ist die MHB in der Forschung aktiv, so wird aktuell untersucht wieder Corona-Lockdown das Sozialleben und die soziale Gesundheit der Menschen beeinflusst hat.

Ein Stückchen Orient gibt es im Neuruppiner Tempelgarten zu erleben. Kronprinz Friedrich hatte in Neuruppin seinen „Amalthea-Garten“ geschaffen. 1853 erwarb die Kaufmannsfamilie Gentz den Garten und ließ ihn im maurischen Stil umgestalten. Architekt Carl von Diebitsch entwarf die Villa, das Gärtnerhaus mit stilisiertem Minarett, die Eingangstore und Umfassungsmauern samt einer angedeuteten Bastion mit orientalischen Elementen. Heute ist der Tempelgarten ein beliebter Ort zum Entspannen oder ein Treffpunkt mit dem Restaurant in der historischen Villa.

Ein 17 Meter hoher Stahlkoloss begrüßt die Besucher an der Neuruppiner Seepromenade. Direkt an den Schiffsanlegern steht „Parzival am See“ und wacht über die Stadt. Die Stahlskulptur wurde vom Künstler Matthias Zágon Hohl-Stein geschaffen und steht für ein Neuruppin ohne Garnison. Mit dem Windrad in der linken und der Arche in der rechten Hand gilt er als Zeichen des Aufbruchs. Die Skulptur wurde 1998 an der Promenade anlässlich der Verleihung des Stadtbeinamens „Fontanestadt“ enthüllt.

Ein besonderes Erlebnis gibt es für Kletterfreunde in einem ehemaligen Neuruppiner Wasserturm. Seit 2006 bietet die sogenannte Wichmannleiter Herausforderungen für Kletteranfänger und -Profis. In dem rund 40 Meter hohen gibt es mehrere Kletterwände unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Auch von außen kann am ehemaligen Wasserturm an der B167 geklettert werden.

Die „Freie Heide“ steht für den gemeinsamen Protest der Städte und Einwohner zwischen Neuruppin, Kyritz und Wittstock. Die Bundeswehr plante den ehemaligen Truppenübungsplatz der sowjetischen Armee als sogenanntes Bombodrom – also als Bombenabwurfplatz – zu nutzen. Die Initiative „Freie Heide“ organisierte einen kreativen und friedlichen Protest, der 2009 darin mündete, dass Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung erklärte, dass man den ehemaligen Truppenübungsplatz nicht nutzen werde. Seitdem wird die Heide schrittweise von den Altlasten befreit. 2016 konnten schließlich mehrere Wanderwege durch die Heide eröffnet werden.

2014 machte Neuruppin mit weiteren Städten wie Kyritz, Wittstock und Heiligengrabe mit einer skurrilen Aktion auf sich aufmerksam. Zu Weihnachten wurden in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin und der Prignitz Postkarten verschickt – darauf eine rüstige Seniorin, jubelnd mit Lockenwicklern im Haar. Die Botschaft: „Mach Mutti glücklich. Komm zurück.“ Mit der Aktion wollten die Städte um Rückkehrer werben, die gerade zu Besuch in der Heimat waren. Job, Wohnung, Familie alles ist da – fehlt nur noch die Entscheidung nach der Ausbildung und dem Studium zurück zu kommen. Die Städte wollten mit der Aktion auch ihre Offenheit für Rückkehrer und ihre Unterstützung dabei signalisieren.