Die Stadt Neustadt ist in Deutschland keine Seltenheit – über 30-mal gibt es Orte mit diesem Namen. Doch Neustadt (Dosse) in Ostprignitz-Ruppin ist einmalig. Es liegt, wie der Name schon sagt, am Flüsschen Dosse und ist seit Jahrhunderten als „Stadt der Pferde“ oder auch als „Sanssouci der Pferde“ bekannt. Die Stadt hat mit ihren Ortsteilen Plänitz-Leddin und Roddahn rund 3.500 Einwohner und als einzige Gemeinde im gleichnamigen Amt Neustadt (Dosse) einen Stadtcharakter. Hier ist auch Sitz der Amtsverwaltung. Die Stadt ist bequem per Zug mit dem RE2 von Berlin aus zu erreichen und verfügt über alles, was man braucht: Schulen, Kitas, Kulturangebote und ein Freibad.

Seit dem Jahr 2000 darf sich Neustadt (Dosse) offiziell und amtlich als „Stadt der Pferde“ bezeichnen. Doch die Stadt hat schon seit Jahrhunderten eine wichtige Bedeutung, wenn es um Pferde geht. Im Ort hat das Brandenburger Haupt- und Landgestüt seinen Sitz – Neustadt (Dosse) ist damit Brandenburgs Pferdehauptstadt. Landgraf Friedrich II. von Hessen Homburg ließ schon 1662 die Sumpfgebiete rund um die Stadt trockenlegen, um Wiesen für die Pferdezucht zu erhalten. König Friedrich Wilhelm II. war es schließlich, der Ende des 18. Jahrhunderts den großen Grundstein für das heutige Haupt- und Landgestüt legte. Er ließ sich von der Idee der professionellen Pferdezucht überzeugen und errichtete im Ort das weitläufige Areal von Pferdeställen, Reithallen und Verwaltungshäusern. Seitdem wird die Pferdezucht und Ausbildung kontinuierlich betrieben – mit Erfolg: weltweit feiern und feierten Dressurpferde aus Neustadt (Dosse) Siege. Doch auch für Architekturfreunde sind die Gestütsanlagen eine Sehenswürdigkeit. Die größte Gestütsanlage Deutschlands steht unter Denkmalschutz und ist ein Paradebeispiel für preußische Architektur mit seinem schlossartigen Landstallmeisterhaus. Die Anlagen werden deshalb auch als „Sanssouci der Pferde“ bezeichnet.

In Neustadt (Dosse) werden aber nicht nur Pferde ausgebildet, sondern auch ihre Reiter. Die Prinz-von-Homburg-Schule bietet als einzige staatliche Schule in Deutschland die professionelle Reitausbildung als Schulfach an. So werden die Schüler von der Klasse 7 bis 10 intensiv in Theorie und Praxis ausgebildet – trainiert wird fünfmal in der Woche, hinzu kommen viele Turniere am Wochenende. Mit der Schule, zwei Internaten und dem Haupt- und Landgestüt sind die Bedingungen für die jungen Reiter optimal. Das zeigt sich auch am großen Zuspruch: in Neustadt (Dosse) lernen Schüler aus Deutschland, Österreich und sogar aus Thailand.

Wer in Neustadt (Dosse) unterwegs ist, kommt ganz unweigerlich an einem besonderen Denkmal vorbei: dem alten Gaswerk. 1903 eröffnet, lieferte das Gaswerk bis 1980 Wärme und Licht für Neustadt. Dabei wurde aus Steinkohle in sogenannten Retortenöfen das Stadtgas hergestellt. Pro Schicht wurden hier jeweils bis zu 25 Zentner Steinkohle verarbeitet. Heute ist das Gaswerk das letzte original erhaltene Gaswerk in Nordeuropa und wird seit dem Jahr 2000 von einem Verein betreut, der in Ausstellungen und mit Führungen zur Geschichte und Bedeutung des Gaswerks informiert.

Seit 2010 finden in Neustadt (Dosse) die „Schöller-Festspiele“ statt – das Prignitz-Ruppiner Komödienfestival. Gegründet wurden die Festspiele von Prof. Peter Schroth, und zu Beginn stand nur der Komödienklassiker „Pension Schöller“ auf dem Programm. Mittlerweile haben sich die Festspiele zu einem 9-tägigen Komödienfestival entwickelt, das in diesem Jahr in Neustadt (Dosse) am Landstallmeisterhaus stattfindet. Auf dem Programm stehen ab dem 30. Juli der Klassiker die „Pension Schöller“, aber auch die „Kaoshüter“ mit Anna Mateur & The Beuys, ein Konzert der Berliner Brassband „Die Tiere“, sowie mehrere Kinder-Theater. Bei allen Veranstaltungen soll freiheraus gelacht werden. Außerdem ist das „theatro mobile“ unterwegs und bespielt Plätze in Demerthin, Kyritz und Wusterhausen.

Im Neustädter Ortsteil Kampehl wird Besuchern das Gruseln gelehrt. Denn in einer Gruft schaut einen eine grinsende Mumie an – der Ritter Kalebuz. Seit über 300 Jahren kann die Mumie besichtigt werden, und gibt bis heute Rätsel auf. Denn niemand weiß so richtig, warum die Leiche nicht verwest. Klar ist, es handelt sich um Christian Friedrich von Kahlbutz (1651–1702), der wegen seiner Verdienste in der Schlacht bei Fehrbellin 1675 vom Großen Kurfürsten das Gut Kampehl bekam. 1690 soll Kahlbutz oder wie ihn das Kirchenbuch schreibt – Kalebuz – von der Magd Maria Leppin des Mordes an ihrem Verlobten bezichtigt worden sein. Kahlbutz soll aus Rache gehandelt haben, da Maria dem Gutsbesitzer „das Recht der ersten Nacht“ verweigert hatte. In der Verhandlung wurde Kahlbutz aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Vor Gericht soll er aber gesagt haben: "Wenn ich doch der Mörder bin gewesen, dann wolle Gott, soll mein Leichnam nicht verwesen." 1974 sollte die Gruft neben der Kirche abgerissen und die drei Särge erdbestattet werden. Zwei Leichen waren verwest – die von Ritter Kahlbutz aber nicht. Noch heute zieht die Mumie in der Gruft tausende Besucher an.

Der Forstlehrgarten in Neustadt (Dosse) wurde als grüne Oase auf dem Gelände der Oberförsterei Neustadt eingerichtet. Kinder und Schüler bekommen hier Unterricht im Freien und erfahren Wissenswertes rund um den Wald und seine Bedeutung, die nachhaltige Forstwirtschaft, die Tier- und Pflanzenwelt in der Region und natürlich die Gewässer rund um Neustadt. Die Forstmitarbeiter bieten nach Absprache auch Führungen, Rätsel und Spiele zum Wald an. Außerdem befindet sich auf dem Gelände ein Natur-Barfuß-Tastpfad.

Wenn sie kommen, ist die Stimmung da: der Fanfarenzug Neustadt (Dosse) darf auf keinem Dorf- und Stadtfest fehlen. Die rund 20 Mitglieder ziehen mit Trompeten, Marschtrommeln und Becken von Fest zu Fest und sorgen mit ihrer Musik für gute Laune. Der Fanfarenzug wurde 1992 auf Initiative des damaligen Amtsdirektors Edmund Bublitz und des musikalischen Leiters des Zugs Dietmar Lemke gegründet. Zunächst wurde mit vier Musikschülern gestartet, heute sind es um die 20 Mitglieder.

Nach sieben langen Jahren hat in diesem Juni das Freibad in Neustadt (Dosse) wieder für die Besucher geöffnet. Zuvor wurde es aufwendig saniert und begeistert jetzt die Besucher mit einer Schwimmfläche von 540 Quadratmetern, 25-Meter-Wettkampfschwimmbahnen und einer Beckentiefe von rund 3,80 Meter. Außerdem gibt es Sportgeräte, Sitzmöglichkeiten und einen Imbiss. Viele Jahre musste das Bad zuvor geschlossen bleiben, da die Instandhaltungs- und Sanierungskosten zu hoch waren. Mit der Entschuldung der Stadt und Fördergeldern wurde die Sanierung möglich. Heute unterstützt der junge Verein „Aktives Neustadt“ den Betrieb, und das Freibad verzichtet komplett auf den Einsatz von Chlor – denn es ist eine Art Naturbad – über ein danebenliegendes Reinigungsbecken wird das Wasser durch einen Biofilter gereinigt.

Immer zum Jahresbeginn ist Neustadt (Dosse) das Ziel der internationalen Reitsportelite. Denn in der Graf-von-Lindenau-Halle findet seit dem Jahr 2000 jährlich das Reit- und Springturnier „CSI Neustadt-Dosse“ statt – das sowohl den internationalen Profis als auch dem Nachwuchs und den reiterlich starken Amateuren ein Podium bietet. Viele Profis nutzen das Turnier für die Vorbereitung auf die neue Saison und die erzielten Punkte zählen auch für die Weltrangliste. Mehr als 200 Reiter werden Jahr für Jahr zu den Prüfungen an den fünf Tagen erwartet. Die Wettbewerbe und das Showprogramm ziehen jedes Jahr tausende Besucher an.