Rathenow liegt ganz im Westen Brandenburgs und grenzt bereits an Sachsen-Anhalt. Die Stadt ist der Verwaltungssitz des Landkreises Havelland. Durch die Stadt mit rund 24.000 Einwohnern fließt die Havel. Seit 2013 führt die Stadt offiziell die Zusatzbezeichnung "Stadt der Optik“.

Zur Stadt gehören die Ortsteile Böhne, Göttlin, Grütz, Semlin und Steckelsdorf.

Rathenow gilt als die Wiege der industriellen Optik in Deutschland. Der Begründer der deutschen optischen Industrie, Johann Heinrich August Duncker, hat in Rathenow zu Beginn des 19. Jahrhunderts die erste Vielspindelschleifmaschine entwickelt – zur Herstellung von Brillengläsern, Mikroskopen, Lupen oder astronomischen Fernrohren. Sein Sohn und sein Enkel haben dies erfolgreich fortgeführt. Ab Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich in Rathenow bis zu 300 Unternehmen der optischen Industrie an. Viele Jahrzehnte arbeiteten mehrere Tausend Menschen in diesem Bereich. In der DDR war Rathenow der alleinige Fabrikationsort für Brillengläser. Um sich einen Überblick über die bedeutende Geschichte Rathenows in diesem Bereich zu verschaffen, bietet sich ein Besuch des "Optik Industrie Museums" an.

Was hat Rathenow mit dem Potsdamer Schloss Sanssouci zu tun? Ein Großteil der verwendeten Ziegel stammt tatsächlich aus Rathenower Produktion. Diese Ziegel wurden ebenfalls im Holländischen Viertel in Potsdam verbaut und beim Roten Rathaus in Berlin. Die Ziegelindustrie boomte im 19. Jahrhundert . Entlang der Havel entstanden von Plaue bis Havelberg über 50 Betriebe. Die Marke "Rathenow" wurde auf alle Ziegelsteine gestempelt. Nach 1920 mussten die meisten Ziegeleien schließen, weil der Rohstoff zu Neige ging und die Produktion unrentabel wurde.

Die Stadt Rathenow durfte im Jahr 2006 die Landesgartenschau ausrichten: sie entwickelte sich zu einer der erfolgreichsten im Land Brandenburg. Schnell entschied man sich, das Parkkonzept als "Optikpark Rathenow" weiter zu führen. 2015 war der Park dann Teil der Bundesgartenschau – gemeinsam mit Brandenburg an der Havel, Premnitz, Stölln und Havelberg.

Das Thema "Optik" lässt sich im gesamten Park in verschiedenen Installationen und Bepflanzungen wiederfinden, auch auf dem Kinderspielplatz. Der Optikpark ist eine grüne Oase in der Stadt und zieht mit zahlreichen kulturellen Veranstaltungen regelmäßig viele Besucher an.

Sie sind aus Rathenow nicht mehr wegzudenken: die "stinknormalen Superhelden“. Sie verkleiden sich schräg als Superhelden und nennen sich Katetschen-Bernd, Puppi Le Bleu oder Pantalong. Alles in allem sind sie eine Gruppe von jungen Menschen, die sich für Umwelt-, Tierschutz und das gemeinschaftliche Miteinander stark machen. Um besser wahrgenommen zu werden, schlüpfen sie in ihre witzigen, selbst zusammen gestellten Superhelden-Kostüme und präsentieren ihre Aktionen auf lustige und unterhaltsame Art. Zu den Aktionen zählen Müll sammeln oder Tipps zum Müllvermeiden. Insbesondere Kinder sollen für solche Themen sensibilisiert werden: dafür gehen sie auch verkleidet in Schulen und Kitas. Ihr Motto: jeder kann ein Superheld sein.

Für ihr herausragendes Engagement wurden sie schon mehrfach ausgezeichnet, zuletzt sogar mit dem ersten Platz im bundesweiten Wettbewerb "Nachbarschaftspreis".

Rathenow ist ohne seine beeindruckende Natur und Landschaft nicht vorstellbar. Und einer, der in ganz besonderer Weise dafür kämpft, ist Rocco Buchta vom Naturschutzbund NABU. Es ist sein Lebenswerk: die Renaturierung der Havel – eines der größten Renaturierungsprojekte in Europa.

Bis 2025 soll die Untere Havel zwischen Pritzerbe und Havelberg von einer stark regulierten Wasserstraße wieder zu einem naturnahen Fluss werden. Die Sünden der Vergangenheit sollen so gut es geht wieder repariert werden. 30 Millionen Euro kostet das Projekt und könnte Modellcharakter für viele andere Gewässer haben.

Die Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz ist ein Wahrzeichen der Metropole. Im vergangenen Jahr hat sie ihren 50. Geburtstag gefeiert. Was viele nicht wissen: entwickelt und hergestellt wurde sie in Rathenow. Erich John ist der Erfinder. Im Frühsommer 1968 nahm er an einem Wettbewerb um die Urania-Säule teil. Sein Entwurf der Weltzeituhr erregte Aufsehen und gewann die Goldmedaille. Als schwierig gestaltete sich dann die Realisierung in der Planwirtschaft der DDR, vor allem unter Zeitdruck. Die Uhr sollte in neun Monaten, bis zum 20. Jahrestag der DDR, fertig sein. Begonnen wurde der Bau in den Rathenower Optischen Werken. Geholfen haben auch der VEB Wasseraufbereitungsanlagenbau Rathenow und der VEB Elektrozentrale Rathenow. Insgesamt waren 120 Menschen am Bau der Uhr beteiligt. Fast hätte der Zeitplan aufgrund von Materialmangel und Wettereinbrüchen nicht eingehalten werden können. Doch sie schafften es: am 30. September 1969 konnte der Schlüssel zur Weltzeituhr dem damaligen Berliner Oberbürgermeister Fechner übergeben werden. Seit 40 Jahren läuft das Uhrwerk reibungslos.

Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, wie sie vollständig heißt, ist das Wahrzeichen von Rathenow. Sie wurde Anfang des 13. Jahrhunderts im spätromanischen Stil errichtet und im 15. und 16. Jahrhundert zu einer dreischiffigen Hallenkirche umgestaltet. Im Zweiten Weltkrieg ist sie bei den letzten Kampfhandlungen völlig zerstört worden. Seit 1996 bemüht sich ein Förderverein um den Wiederaufbau und sammelt fleißig Spendengelder. Dach und Gewölbe sind bereits wiederhergestellt und mit Hilfe eines Bundeswehrhubschraubers gelang es, den "Kaiserstiel", die Kirchturmspitze, wieder genau zu platzieren. Für die Bundeswehr-Besatzung gab es für diese bemerkenswerte Leistung viel Beifall und Schulterklopfen von den Rathenowern.

Die politische Laufbahn Otto von Bismarcks, der als Vater des deutschen Nationalstaats in die Geschichte einging, begann einst in Rathenow. Als Deichhauptmann in seinem Geburtsort Schönhausen ist er im Juli 1849 erstmals in den Preußischen Landtag gewählt worden. Entscheidend waren damals die Stimmen der Rathenower Wahlmänner. Im Jahre 1875 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Rathenow ernannt. Der Bismarckturm in der Stadt erinnert heute noch an sein Wirken. Der Turm kann besichtigt und im neu rekonstruierten Traditionszimmer kann auch geheiratet werden.

Das ist weltweit einzigartig: das Rathenower Brachymedial-Fernrohr. Es ist das größte seiner Art. Das Fernrohr ist kuppellos aufgestellt worden und in zwei Achsen drehbar. Es wurde von dem Rathenower Ingenieur und Hobbyastronomen Edwin Rolf entwickelt. Er errichtete das Fernrohr von 1949 bis 1953 in seinem Garten. Nach seinem Erfinder ist es auch benannt: das Rolfsche Fernrohr. Nach dessen Tod im Jahre 1991 wurde das Fernrohr von der Stadt Rathenow unter Denkmalschutz gestellt und von 1994 bis 1996 vollständig saniert. Heute kann das imposante Werk auf dem Gelände des Rathenower Optikparks bestaunt werden.