Schlieben liegt an den Südausläufern des Flämings und am nördlichen Rand der Niederlausitz. Durch die Lage im Tal und die dennoch weithin sichtbare Erhebung des Langen Bergs war es prädestiniert für den Weinanbau. Schlieben ist 1068 Jahre alt. Es gehörte mal zu Sachsen, mal zu Preußen. In der Kernstadt wohnen 1500 Menschen, in den eingemeindeten Ortsteilen noch einmal 1000. Schlieben ist auch Sitz der Amtsverwaltung. Zum Amt gehören die Gemeinden Fichtwald, Hohenbucko, Kremitzaue und Lebusa mit insgesamt 5200 Einwohnern.

Schon um 1200 kamen Zisterziensermönche in die Stadt und erbauten die Martinskapelle. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstand die noch heute weithin sichtbare einschiffige Backsteinkirche Sankt Martin. Als erster Geistlicher wirkte ein gewisser Priester Waldvogel 1228. Nachweislich weilte Martin Luther 1529/1530 in Schlieben.

Die Stadt ist die älteste im Landkreis Elbe-Elster. Man vermutet, dass sich eine Schenkung Kaiser Ottos I. Aus dem Jahre 956 an das Moritzkloster in Magdeburg auf Schlieben beziehen könnte. Wenn dem so ist, wäre das die erste Nachricht zur Ortsgeschichte. Erstmals erwähnt wird Schlieben als “Zliuuini” in einer Urkunde von 973. Namensforscher gehen davon aus, dass der Ortsname niedersorbischen Ursprungs ist, nämlich “Sliwin”. Das bedeutet – wie der slawische Wortstamm “Sliwa” - “Pflaume”. Vermutlich war es also ein “Ort an einer Pflaumenanlage”.

Aufgrund der günstigen geografischen Lage im Tal und dem darin zentral aufstreigenden Langen Berg ist Schlieben ein recht sonniges Plätzchen. Schon die Vorfahren nutzten das aus und begannen etwa Mitte des 14. Jahrhunderts mit dem Weinanbau mauf dem Langen Berg . Vermutlich waren die ersten Winzer aus Süddeutschland eingewanderte Franken. Einer der Nachbarorte heißt Frankenhain. Bis zum 1. Weltkrieg wurde über die Jahrhunderte hinweg Wein angebaut. Dann erst wieder nach der Wende. Der Weinanbauverein gründete sich und darf als einziger in Brandenburg – neben dem in Werder – seinen Wein Qualitätswein nennen. Angebaut werden die weißen Sorten Müller-Thurgau und Bacchus sowie seit ein paar Jahren auch die rote Sorte Regent. Die Lese ergibt in der Regel 6 Tonnen, aus denen in Meißen 6000 Flaschen abgefüllt werden. Traditionell feiern die Schliebener die Verkostung des Weines auf ihrem überregional bekannten Stadt- und Weinfest, dem Moienmarkt.

Südlich von Katerbow liegt der Katerbower See. Er ist gut zwei Kilometer lang und gut drei Meter tief. Der See ist ein Ausläufer der Mecklenburgischen Seenplatte und einer Sage nach, habe ein in Netzeband lebender Riese sich dort Sand geholt und damit den See entstehen lassen. Vor allem für Angler ist der Katerbower See ein Paradies. Er ist klar und krautreich und damit optimal für den Fischbestand. Auch viele Vogelarten nutzen den Schilfgürtel als Brutplatz.

Seit über vier Jahrhunderten feiern die Schliebener ihr Stadt- und Johannisfest, den Moienmarkt, meist am ersten Montag im Juli. Fiel der 1. Juli auf einen Montag, feierte man eine Woche später. Moie heißt Magd. Aus den umliegenden Dörfern kamen die jungen Mädchen und Burschen, um sich bei den anwesenden Bauern nach Arbeit für das nächste Erntejahr umzuschauen. Kam es zu einem erfolgreichen Jobangebot, wurde der so genannte Mietstaler gezahlt, der oftmals noch am selben Tag in den Weinkellern umgesetzt worden ist.

In Schlieben ist einer der ganz wenigen ostdeutschen Doppelkopfvereine zu Hause, der bundesweit anerkannt ist. Der Verein nennt sich selbst Doppelkopffreunde “Die Alten e.V.”, gute Seele des Ganzen ist Wolfgang Geister. Die Schliebner durften 2016 die Deutschen Meisterschaften ausrichten. Gespielt wird seit tiefsten DDR-Zeiten immer freitags im Lindenhof um 19 Uhr, 21 Uhr und 23 Uhr.

Der Fußballverein TSV 1878 e.V. ist der zweite wichtige Traditionssportverein in Schlieben. Gespielt wird in der Landesliga. Auch hier ist Wolfgang Geister einer der Strippenzieher. Er ist fast jeden Tag auf dem Platz in der Steigermühle und trainiert die Jüngsten. Während der Corona-Zwangspause haben die Fußballer die Anlage und Gebäude auf Vordermann gebracht.

Das Rittergeschlecht derer von Drahndorf baute sich in der Mitte des heutigen Ortes ein Rittergut mit Wohnhaus, Scheunen und Stallungen. Johann von Drahndorf wurde 1390 in Schlieben geboren. Er galt als Vorreformator und wurde aufgrund seines Glaubens 1425 in Heidelberg hingerichtet. Der Drahndorfhof wurde nach der Wende als kultureller Mittelpunkt aufwendig saniert und ist während des Moienmarktes einer der Hauptanlaufpunkte für Hunderte von Besuchern. Im Drahndorfhof befinden sich die Touristinfo, das Heimat- und Weinanbaumuseum, eine Märchenausstellung sowie eine Bauern- und Kräuterstube.

Mit 185 Jahren ist der Schliebener Chor einer der ältesten im Land Brandenburg. Gesungen wird vierstimmig – unter anderem mit zwei Tenorlagen, also erste Tenorstimme und zweite Tenorstimme. Die Sänger haben vor allem jedes Jahr Pfingsten viel zu tun, wenn sie als Gastgeber beim großen Pfingstsingen auf der Freilichtbühne “Spring” bereits ab 7 Uhr die ersten Lieder anstimmen. Anschließend wird auf einem offen Feuer in einem Kessel Kaffee gebrüht und dann in die mitgebrachten Kaffeetassen der Gäste ausgeschenkt. Danach wird weitergesungen bis in den frühen Abend.

Seit 1977 war Schlieben Sitz des neuen Forschungszentrums für Mechanisierung der Landwirtschaft. Das vereinte alle bis dahin tätigen landtechnischen Einrichtungen und das Institut für Mechanisierung der Landwirtschaft Potsdam-Bornim. Mit dem Forschungszentrum begann ein Zuzug von Wissenschaftlern in die kleine Stadt, die sich mit ihren Familien hier niederließen und innerhalb der Vereine und des Stadtlebens für einigen frischen Wind sorgten.

In einem Hohlweg, der zum Langen Berg führt, befinden sich Erdkeller, in denen früher Obst, Gemüse, Wein und sogar Eisblöcke gelagert worden sind. Schriftliche Überlieferungen besagen, dass der erste bereits im Jahr 1510 angelegt worden ist. Von den ursprünglich 35 sind 34 der historischen Gewölbekeller bis heute sehr gut erhalten und gelten als einmalig für den gesamten norddeutschen Raum. Die angenehme Kühle von maximal 13 ° Celsius im Sommer empfinden vor allem die Besucher des alljährlich stattfindenden Moienmarktes als äußerst günstig für eine Weinverkostung.