Im 19. Jahrhundert war Werneuchen eine der größten preußisch-brandenburgischen Poststationen überhaupt. Die Stadt lag verkehrsgünstig zwischen Berlin und dem damaligen Königsberg heute Kaliningrad in Russland. Und weil die Fahrt mit der Postkutsche auf den holprigen, Brandenburger Feld- und Waldwegen zu lange dauerte, wurde ab 1806 eine Kunststraße gebaut. Dazu wurden vorrangig Feldsteine aus der Region verbaut. Der Begriff Kunststraße war der deutsche Begriff für Chaussee. Heute ist diese einstige Reichstraße Nummer 1 die Bundestraße 158.

Der Flugplatz Werneuchen hat eine wechselvolle Geschichte. 1937 wurde er von der Wehrmacht als Ausbildungsflugplatz für künftige Kampfpiloten gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm das sowjetische Militär das Areal und stationierte dort Kampfflugzeuge und Hubschrauber. Auch Kernwaffen wurden eingelagerte. Nach dem Abzug der Sowjetarmee wurde das Areal zum großen Abenteuerspielplatz. Illegale Autorennen fanden statt. Heute wird der Platz zivil genutzt. Ultraleichtflugzeuge starten und landen nach wie vor in Werneuchen.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, aber Werneuchen setzt aufs Pferd. Rund um die Kleinstadt gibt es zahlreiche Pferdehöfe und Pensionen. Woran das liegt? Vorrangig wohl an den hervorragenden Reit-Möglichkeiten rund um den Ort. Vielleicht aber auch daran, dass Pferde schon immer eine wichtige Rolle in der Stadt spielten. Besonders im 19.Jahrhundert als man noch mit der Postkutsche unterwegs war und täglich hunderte Pferde in Werneuchen umgespannt und ausgetauscht wurden. So erzählt man sich heute, dass es Zeiten gegeben haben soll, in denen in der Stadt mehr Pferde als Menschen lebten.

Das kleinste Sägewerk Brandenburgs befindet sich im Werneuchener Ortsteil Tiefensee. Gatter-, Band- und Kreissäge sucht man hier aber vergeblich. Stattdessen finden Besucher Laubsägen - klein, kleiner am kleinsten - Mini-Schraubzwingen und winzige Hobel und Pfeilen. Im kleinsten Sägewerk Brandenburgs widmet sich die Betreiberfamilie der wohl kunstvollsten Art Holz zu bearbeiten. Hier entsteht aus klobigen Holzstücken filigrane Holzkunst …

Etwa 20 Werneuchener Motoradfahrer haben vor fast 120 Jahren den Motorclub Werneuchen 1906 e.V. gegründet. In dieser Zeit gab es in der Stadt zahlreiche Anhänger der motorisierten Zweiräder. Es fanden Rennen und Ausfahrten statt. Zu DDR-Zeiten wurden diese Aktivitäten immer seltener. Der Motorclub geriet in Vergessenheit. Anfang der 1990iger Jahre erinnerte man sich an den einstigen Club und belebte ihn wieder. Inzwischen sind es vor allem historische Zweiräder, auf denen die Clubmitglieder unterwegs sind. Regelmäßige Ausfahrten gibt es noch immer - so wie vor über 100 Jahren.

Seit fünf Jahren gibt es in Werneuchen einen Ort, an dem eine Zeitreise in die 1950iger Jahre möglich ist. Im „Dotty & Dan“ hat man sich dieser besonderen Zeit verschrieben. Petticoat, Schmalztolle und Rock’n’Roll sind hier Programm und Kunden bekommen nicht nur Kleidung im Stil der 50iger Jahre, sondern auch dieses besondere Lebensgefühl. Die Fangemeinde des Dotty & Dan zieht sich durch ganz Deutschland. Die Kundschaft kommt aus Berlin, aber auch von der Nordsee oder aus dem Bayerischen Wald - extra nach Werneuchen.

Wer mit dem Regionalzug der RB 25 in Werneuchen ankommt, der muss den Ort und seine sieben Ortsteile nicht unbedingt zu Fuß erkunden. Am Bahnhof gibt es seit kurzem eine öffentliche E-Bike-Leihstation. Sechs elektrisch betrieben Fahrräder – davon sogar zwei Lastenräder - stehen dort bereit. Und die können ganz einfach über die BARshare-App ausgeliehen werden. Und dann geht’s auf zwei Rädern klimafreundlich und nachhaltig durch Werneuchen.

Vielleicht war es eine Schnapsidee, aber auch wenn es so war, sie war auf jeden Fall gut. Denn im Werneuchener Ortsteil Krummensee werden mit großem Erfolg exotische Pilze gezüchtet. Baumpilze wie Shii-take und Austernseitlinge, die ursprünglich aus Asien stammen, wachsen auf einem Substrat aus einheimischem Buchenholz. Die Pilze werden frisch im Hofladen verkauft oder zu Pulver, Extrakte und sogar zu Schnaps verarbeitet. Und das Beste; die Pilze schmecken nicht nur hervorragend, sie haben auch eine heilende Wirkung, weiß der Werneuchener Pilz-Züchter und studierte Lebensmitteltechnologe Dr. Ronald Schulz.

Diese Geschichte erzählt man sich bis heute, steht sie doch so im Kirchenbuch von Werneuchen. 1653 kam eine kostbar gekleidete Dame samt Magd zum Bürgermeister und verlangte, ein Jahr lang die Schweine des Ortes zu hüten. Sie bekam die Anstellung. Doch statt selbst die Schweine aus der Stadt zu treiben und zu hüten, überließ sie das ihrer Magd und vergnügte sich anderenorts. Nach einem Jahr bekam sie für ihre „Arbeit“ vom Bürgermeister ein Zeugnis. Bis heute weiß man nicht woher sie kam und wer die Dame war. Die Werneuchener vermuten, dass das Schweine hüten eine ihr auferlegte Buße gewesen sein könnte. Bis heute wird das „Werneuchener Schweinetreiben“ jedes Jahr, als Auftakt für das Frühlingsfest, nach gespielt.

Bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg kommt der märkische Dichter auch durch Werneuchen. 1861 schreibt er, das er den Ort als Städtchen bezeichnet, weil er das Wort „Stadt“ für Übertreibung hält, die Bezeichnung als „Flecken“ aber auch nicht richtig wäre. Fontane berichtet über die Landschaft, ihre Entstehung und über fleißige Bewohner. Und er beschreibt eine Werneuchener Kuriosität - die „Wröh“. Eine Art Schiedsgericht, das es im Mittelalter gab. Aber in Werneuchen kommen die Bürger auch damals noch regelmäßig unter den Linden im Stadtzentrum zur Wröh zusammen und beraten über die Geschehnisse in der Stadt.