Wusterhausen/Dosse liegt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Hier leben rund 5.800 Menschen in 22 Ortsteilen. Zentraler Ort ist die Stadt Wusterhausen selbst mit dem Sitz der Verwaltung, Kitas, der Grundschule, Museen und dem Bahnhof. Im Westen Wusterhausens fließt die Dosse, im Norden begrenzt der Klempowsee die Stadt. Die Stadt wurde 1232 erstmals als „Wusterhusen“ urkundlich erwähnt. Wusterhausen kann heute bei Besuchern als Stadt im Grünen und am Wasser überzeugen. Außerdem ist die gut sanierte historische Altstadt sehenswert. Einige offene Baulücken sollen in den kommenden Jahren über das sogenannte Altbauaktivierungskonzept erschlossen werden.

Die Gemeinde Wusterhausen ist vor allem bei Touristen und Tagesbesuchern beliebt – besonders wegen der Lage direkt am Klempowsee – dem südlichsten Ausläufer der über 20 Kilometer langen Kyritzer Seenkette. Hier gibt es das über 100 Jahre alte Strandbad – umgeben von reetgedeckten Bootshäusern. Bei schönem Wetter herrscht Hochbetrieb am Sandstrand. Daneben gibt es einen Bootsverleih mit 20 Tret- und Ruderbooten. Neu in diesem Jahr sind auch mehrere Standup-Paddling-Boards, die ausgeliehen werden können. Und auch für Camper ist Wusterhausen attraktiv. Ebenfalls direkt am Klempowsee liegen zwei Campingplätze teils mit eigener Sauna und Fitness-Club.

Der Wusterhausener Ortsteil Läsikow ist eines der wenigen noch erhaltenen Runddörfer in Brandenburg. Erstmals wurde das Dorf 1491 erwähnt. Im Zentrum steht die Kirche, die vermutlich auf den Resten des ehemaligen slawischen Tempels errichtet wurde. Um sie herum stehen im Kreis angeordnet die alten Bauernhäuser – die heute den Reiz des Dorfes ausmachen. 2006 gründen engagierte Einwohner den Dorfverein „Kirche und Dorf Läsikow“ und organisieren seitdem das Dorfleben, Feste und Arbeitseinsätze.

Jahrzehntelang schipperte über den Wusterhausener Klempowsee ein Schiff, das besonders für die Fans des Berliner Fußballbundesligisten „Hertha BSC“ eine große Bedeutung hat. Denn auf der Hertha wurde 1892 der Berliner Verein gegründet. Zunächst war die Hertha auf den Berliner Gewässern und der Spree und Havel unterwegs. 1964 sollte das Schiff verschrottet werden, lag fünf Jahre ungenutzt am Abwrackkai in Stralau. Der Wusterhausener Reeder Peter Dentler kauft das Schiff, macht es flott und nennt es Seebär. Erst 1976 erfährt der Wusterhausener von einem Schiffshistoriker, um welch geschichtsträchtiges Schiff es sich handelt. Peter Dentler behält die Geschichte aber für sich. 2002 zur 110-Jahr-Feier von Hertha BSC taufen die Dentlers den „Seebär“ in „Hertha“ um. 2017 kaufen zwei Hertha-Präsidiumsmitglieder das Schiff. Mit einem riesigen logistischen Aufwand wird das Schiff per LKW nach Berlin gebracht. Allerdings steht weiterhin die Sanierung an. Derzeit ist die Hertha in einer Werft in Oranienburg. Dort soll sie bis 2023 wieder fit gemacht werden, damit die Hertha als Fahrgastschiff durch Berlin fahren kann.

Wusterhausen erhielt ab der Mitte des 19. Jahrhunderts den Spitznamen „Schusterhausen“. Denn im Ort gab es damals knapp 100 Schusterwerkstätten, wie Katharina Zimmermann, die Leiterin des Wegemuseums den Besuchern berichtet. Nach Überlieferungen wurden dort zum Beispiel auch Stiefel für Fischer hergestellt. Die Lehrlinge mussten damals gerne mal über eine halbe Stunde mit den Stiefeln in der Dosse stehen, um zu prüfen, ob die Schuhe auch dicht sind. „Das wurde damals mit Leder, einölen und Teer richtig dicht gemacht – das wären heute also absolute Luxusprodukte“, sagt die Museumschefin.

Wusterhausen will verstärkt in die Kinder und Jugend investieren. Das größte Projekt in der Gemeinde ist der Umbau der jetzigen Astrid-Lindgren-Grundschule zum Bildungscampus. Rund 19 Millionen Euro werden dafür investiert. Drei Gebäude – bestehend aus dem derzeitigen Schulgebäude, der Alten Schule und einer neuen Mensa - sollen für die Schüler optimale Bedingungen liefern. „Damit wollen wir Wusterhausen auch attraktiver für junge Familien machen“, sagt Bürgermeister Philipp Schulz. Heute besuchen rund 280 Schüler die Grundschule. Voraussichtlich 2022 soll der umfangreiche Umbau zum Bildungscampus starten.

Seit 2019 machte die Kleinstadt Wusterhausen überregional Schlagzeilen. Denn hier war testweise ein selbstfahrender Elektrobus unterwegs. Mit 15 Kilometern pro Stunde rollte der Bus mit seinen großen Fenstern und sechs Sitzplätzen durch die Stadt. Damit sollte geklärt werden, wie ein autonomer Verkehr in ländlichen Regionen möglich ist. „Wir hatten hier gute Bedingungen für den Forschungszweck vor allem bei den Straßenverhältnissen“, sagt Bürgermeister Philipp Schulz. Zum Beispiel die Kernstadt mit einer dichten Bebauung, einen eher ländlichen Charakter in der Seestraße und auch teils schlechte Straßenzustände. „Das war eine optimale Teststrecke“, so Schulz. Die Bilanz war eher durchwachsen. Das langsame Tempo war für andere Verkehrsteilnehmer hinderlich, der Kleinbus selbst zu anfällig für Hindernisse auf seiner Strecke. Im vergangenen Jahr endete das Testprojekt.

Kreativität bei Kindern und Jugendlichen fördern, das will die Kinder- und Jugendkunstakademie im Ortsteil Ganzer. Auf dem Areal des historischen Gutshofs ist in den letzten Jahren ein Scheunenatelier entstanden, das Raum gibt für Kunst und Kreativität. Kinder und Jugendliche können sich dort unter Anleitung tiefgehend mit Kunst und Natur befassen. So gibt es jedes Jahr in den Sommerferien ein Kinder-Kunst-Camp. Außerdem gibt es für die Grundschüler aus Wusterhausen jeden Dienstag die Ritterspiele in Ganzer – ein Kunstworkshop.

Schon von weitem ist die Wusterhausener Stadtkirche St. Peter und Paul zu sehen. Die evangelische Kirche überragt die Häuser der Stadt. Sie wurde Mitte des 13. Jahrhunderts als Basilika errichtet und später durch die Marienkapelle erweitert. Bemerkenswert ist die farbige Innengestaltung – zum Beispiel das Chorgestühl mit farbigen Reliefschnitzereien an den Wangen oder die Gemälde der Nordempore, die den Leidensweg Christi zeigen.

Eines der markantesten Häuser in Wusterhausens Innenstadt ist neben dem Rathaus das Herbst'sche Haus. Nach dem großen Stadtbrand 1758 errichtete der damalige Stadtkämmerer Johann Adolf Werkenthin wenige Jahre später eines der größten Privathäuser Wusterhausens in Fachwerk und im barocken Stil. Vor über zehn Jahren wurde das Haus umfassend saniert und als „Herbst´sches Haus“ eingeweiht – benannt nach dem letzten Besitzer August Herbst. Heute beherbergt es die Stadtbibliothek, die Tourismusinformation und das Wegemuseum. Am Eingang des Hauses hängt eine historische Uhr, die sich früher am Haus des Uhrmachers Paul Gromadies hinter dem Rathaus befand. Allerdings steht die Zeit auf ihr still, denn die Zeiger stehen dauerhaft auf „5 vor 12“. Damit soll daran erinnert werden, dass es für das historische Fachwerkhaus beinahe zu spät gewesen wäre.