Antenne Gespräch | 16.07.2024 - Brandenburgs Amateurfußball unter Druck – macht die Bürokratie die Vereine kaputt?
116 Fälle von Gewalt oder Diskriminierung hat der Fußball-Landesverband Brandenburg in der Saison 2021/22 festgestellt. 120 waren es 2022/2023. Partien mussten abgebrochen werden, Spieler haben sich bei tätlichen Angriffen von Zuschauern verletzt, Akteure sind rassistisch beleidigt worden. Der Fußball-Landesverband hat daraus die Konsequenzen gezogen und schärfere Sicherheitsregeln erlassen. Sie gelten bereits ab der kommenden Saison.
Die Vereine klagen aber bereits jetzt schon über eine Flut von Regeln. Macht die Bürokratie also die Vereine kaputt? Darüber hat der Antenne-Stammtisch diskutiert.
Wilhelm Garn von Grün-Weiß Brieselang und Mariko Thermann vom FSV Babelsberg 74 haben beim Antenne-Stammtisch in Brieselang deutlich gemacht: unsere Vereine sind am Anschlag. Den Platz umzäunen, noch mehr Ordner bei Heimspielen bereitstellen und Gäste- und Heimfans trennen, wie es jetzt gefordert wird, sei nicht möglich. Patrick Paulick, Leiter des Sicherheitsausschusses im Fußball-Landesverband, zeigte Verständnis für die Klubs. Schließlich arbeitet er ehrenamtlich im Vorstand von Brieske/Senftenberg. Paulick verteidigte mit Blick auf die Zahl der Vorfälle im Brandenburger Amateurfußball aber auch das Vorgehen des Verbands. Einige Passagen der neuen Sicherheitsrichtlinie konnte er relativieren. Solange Fußballplätze wie bisher genutzt werden, gelte ein Bestandsschutz. Es müssten keine baulichen Veränderungen vorgenommen. Neue Spielfelder müssten dann aber umzäunt sein.
Die Vereine stöhnen zudem über hohe Strafen im Spielbetrieb – zum Beispiel, wenn Spielberichtsbögen nicht pünktlich im Netz hochgeladen werden oder die Heimmannschaften keinen Live-Ticker von den Amateur-Spielen anbieten. 1500 Euro sind, laut Mariko Thermann, beim FSV Babelsberg in der abgelaufenen Saison durch solche Strafen zusammengekommen.
Das Geld wird unter anderem zur Finanzierung von Präventivschulungen der Schule verwendet, wusste Patrick Paulick vom Landesverband zu berichten.
Der Amateurfußball steht unter Druck – die Bürokratie macht ihm offenbar durchaus zu schaffen.
