03.12.2019 | Ehemaliges Lichtspieltheater der Jugend in Frankfurt (Oder) | Rückblick - Antenne Stammtisch: Kino, Kunst - und keine Kohle?
Wie weiter mit Frankfurts altem Kino? Das alte "Lichtspieltheater der Jugend" ist ein Prachtbau im Herzen der Stadt. Und verfällt seit 20 Jahren. Jetzt ist es in der Hand der Kommune. Frankfurt und das Land Brandenburg wollen dort einen Standort des Landesmuseums für moderne Kunst schaffen. Ist das realistisch - und wer soll das bezahlen?
Es war der wohl kälteste Antenne-Stammtisch jemals. Bei herbstlichen vier Grad versammelten sich am Dienstag Vertreter aus Kultur und Politik sowie ungefähr 70 Zuhörer im provisorisch hergerichteten alten Kino in Frankfurt (Oder). Weil das Haus seit mehr als 20 Jahren verfällt, funktionierte die Heizung nicht. Umso dringender war das Thema des von rbb-Studioleiter Andreas Oppermann moderierten Stammtisches: Wie geht es mit dem Prestigebau in der Frankfurter Stadtmitte weiter?
Nachdem die Stadt Frankfurt (Oder) die Immobilie Anfang dieses Jahres gekauft hatte, ist jetzt geplant, dass das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst einzieht. Beim Stammtisch widersprach Direktorin Ulrike Kremeier dem Vorwurf, Moderne Kunst sei nur etwas für intellektuelle Eliten. "Wir öffnen unsere Türen für alle Menschen. Ein Museum ist ein geteilter Raum für Kommunikation und Bildung", erklärte sie. Auch solle die Substanz des alten Kinos erhalten bleiben, sagte die Kunsthistorikerin und regte den Erhalt einiger Graffiti im Innenraum des Kinos an. Zu Kostenfragen verwies Kremeier auf Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Die Linke), der neben ihr auf der Bühne im alten Kaisersaal des Kinos stand.
Wilke rechnet mit Gesamtkosten von ungefähr 20 Millionen Euro, die von der Stadt, dem Land und der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt (Oder) aufgebracht werden sollen. "Wenn man das etwa mit der Sanierung des Rathauses vergleicht, ist das machbar und in Ordnung", sagte er. Als gebürtiger Frankfurter kennt der 35-Jährige das Kino schon aus Kindertagen. Als Bürgermeister setzte er dann den Kauf des Kinos durch die Stadt durch.
Baubeginn vielleicht bereits in zwei Jahren möglich - Damit bliebe Zeit für eine Zwischennutzung, die als letztes Thema des Abends diskutiert wurde. Hier brachte sich Brigitte Kabel ein. Die ehemalige Dramaturgin am Frankfurter Kleist Theater organisiert mit ihrem Verein Kleines Kino Filmvorführungen an wechselnden Orten in Frankfurt. Beim Stammtisch schlug sie vor, beim Tag des offenen Denkmals im kommenden Jahr einen Film im Kino zu zeigen.