Tagestipp | 13.03.2025 - Adipositas verändert das Gehirn
Die Zahl der Menschen, die unter Adipositas leiden, nimmt zu. In Deutschland sind es derzeit 25 Prozent. Warum steigen die Zahlen ständig? Und warum ist es so schwer, für Menschen, die einmal übergewichtig sind, von den Kilos wieder runterzukommen? Der Schlüssel dazu könnte im Gehirn liegen. Und darüber sprachen wir mit unserer rbb GESUND Kollegin Ursula Stamm.
Unser Gehirn verhindert, dass die Kilos purzeln, wie kommt das?
Was sich in den letzten Jahren immer deutlicher zeigt: bei Menschen die übergewichtig sind und die vielleicht schon nicht mehr so sensibel auf Insulin reagieren, verändert sich auch das Gehirn. Und hier vor allem der Teil, in dem sich das so genannte „Belohnungssystem“ befindet. Vor allem wenn man sehr viel fett- und zuckerreiche Nahrung isst, „stumpft“ das Belohnungssystem quasi ab. Das heißt, ich muss den Reiz, also die Menge an Nahrung, immer weiter steigern, um das gleiche gute Gefühl zu bekommen.
Das klingt ja fast nach suchtähnlichen Strukturen. Kann man Adipositas als eine „Sucht nach Nahrung“ beschreiben?
Das tun Wissenschaftler durchaus; auch wenn das sicher nicht für jeden Betroffenen gilt. Das Problem ist: es wird uns einfach zu leicht gemacht, der Versuchung nachzugeben. Unser Gehirn befindet sich ja quasi noch in der Steinzeit und da gab es keinen gut gefüllten Kühlschrank und volle Supermärkte. Das heißt, ich muss heute einen viel geringeren Aufwand betreiben, um mein Belohnungssystem zu befriedigen. Und wenn unser Gehirn einmal gelernt hat, dass der Griff zur Schokolade so leicht ist, dann ist leider schon viel im Argen.
Heißt das einmal Adipositas, immer Adipositas?
Nicht ganz. Aber Mediziner sprechen inzwischen von Adipositas als einer chronischen Erkrankung des Gehirns. Das heißt, wenn das Belohnungssystem im Gehirn bei Adipösen einmal verändert ist, dann bleibt das auch so, selbst wenn sie deutlich abnehmen. Sie müssen quasi ein Leben lang „aufpassen“. Deshalb ist es auch so wichtig, gar nicht erst an diesen Punkt zu kommen. Und da müssten Politik und Gesellschaft mehr tun und Lebensmittel, die ungesund sind, strenger sanktionieren, zum Beispiel über eine Zuckersteuer, die gibt es in anderen Ländern durchaus und das zeigt positive Effekte.
Beitrag: Ursula Stamm