Tagestipp | 23.04.2025 - Ahnenforschung per DNA-Test birgt Risiken
Mit einem DNA-Test die eigene Abstammung erkunden, entfernte Verwandte finden, in die Familiengeschichte eintauchen - klingt verlockend! Und ist auch zunehmend in Mode! Inzwischen gibt's nämlich ne ganze Reihe Anbieter, die das möglich machen. Zu erschwinglichen Preisen - und mit geringem Aufwand. Man muss ja schließlich nur in ein Röhrchen spucken - und fertig ist der moderne Stammbaum. Aber das birgt auch Risiken und darüber sprachen wir mit Alica Verwiebe von der Stiftung Warentest.
Mehr über die Herkunft der Vorfahren herausfinden und entfernte Verwandte aufspüren, das versprechen Ahnenforschungsportale mithilfe von DNA-Tests. Doch überzogene Erwartungen sollten Nutzerinnen und Nutzer nicht an sie haben. Und die Stiftung Warentest warnt: Wer ins Röhrchen spuckt, gibt hochsensible Daten von sich preis.
Hier ein bisschen Schweden in den Genen, da ein Hauch Irland – fast alle großen Ahnenforschungsportale bieten farbenfrohe Abstammungskarten an, die die geografischen Wurzeln der getesteten Person anzeigen sollen. Zusätzlich versprechen alle Portale, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit ihrer Hilfe entfernte Verwandte finden können. Die Stiftung Warentest hat fünf große Portale wie Ancestry oder MyHeritage genauer untersucht.
Überzogene Erwartungen sollten Nutzerinnen und Nutzer an die Portale nicht haben, erläutert Testleiterin Alica Verwiebe. „Verwandte lassen sich nur finden, wenn diese selbst einen Test gemacht haben. Während Europa und Amerika in den Datenbanken gut vertreten sind, fehlen viele Regionen des globalen Südens – weil dort viel weniger Menschen getestet wurden.“
Ab einer Verwandtschaft vierten Grades wird es ohnehin knifflig. In den meisten Fällen teilen zwei so entfernte Verwandte gar keine nachweisbare DNA mehr. Deshalb zeigen die Tests sie oft als nicht verwandt an – selbst, wenn sie im Stammbaum eine gemeinsame Linie hätten.
Dazu kommt das Datenschutzproblem: In der Vergangenheit gab es bereits Datenlecks, unklare Weitergaben an Dritte oder Fälle, in denen die sensiblen Daten von Strafverfolgungsbehörden genutzt wurden.
„Wie schnell Datenschutzfragen akut werden können, zeigt der Fall von 23andMe. Das Unternehmen hat kürzlich Insolvenz angemeldet und soll versteigert werden“, sagt Testleiterin Verwiebe und rät: „Wer nicht möchte, dass die eigenen Daten mitverkauft werden, muss jetzt selbst aktiv werden und zur Löschung auffordern.“
Alle getesteten Anbieter haben ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union und nur zwei der fünf Portale erfüllen die strengeren Datenschutzvorgaben der EU.
Welches Portal für europäische Nutzer am besten geeignet ist und mit welchen Portalen Nutzer auch einen Stammbaum erstellen können, das steht in der Mai-Ausgabe von Stiftung Warentest Finanzen und unter www.test.de/ahnenforschung
Quelle: Stiftung Warentest