100 mal Brandenburg erleben. Hörertipp! - Slawenburg Raddusch
Ein Hörertipp von Udo Hartwich aus Potsdam: Seit mittlerweile über zehn Jahren kann die Slawenburg Raddusch mit der Ausstellung "Archäologie in der Niederlausitz" besichtigt werden.
Die Fahrt auf der BAB 15 von Berlin nach Cottbus führt zwischen Lübbenau und Vetschau an einem ungewöhnlichen Bauwerk, mitten in der vom Braunkohlentagebau veränderten Landschaft, vorbei. Zinnen auf der hohen, hölzernen Mauer weisen auch den Uneingeweihten auf den Charakter des Baus. Hier stand vor 1150 Jahren eine slawische Burg, welche um das Jahr 1000 verfiel.
Seit mittlerweile über zehn Jahren kann die Slawenburg Raddusch mit der Ausstellung "Archäologie in der Niederlausitz" besichtigt werden. Damit ist die Niederlausitz an ihrer Schnittstelle zwischen Spreewald und rekultivierter Tagebaulandschaft um eine Attraktion reicher.
Die Slawenburg Raddusch steht am Originalstandort der vor dem Tagebau Seese-Ost von 1984 bis 1989/90 ausgegrabenen Burg. Der Standort blieb auf Grund der Stilllegung des Tagebaus nach 1989 erhalten. Allein die Besichtigung der modern rekonstruierten Wehranlage und ein Rundgang auf der Wallkrone lohnt sich bereits.
Niederlausitzer Geschichte wird lebendig
Die eigentliche Überraschung verbirgt sich aber im Inneren der heute hohlen Wallmauer. Auf 600 m² werden 12.000 Jahre Niederlausitzer Geschichte von den ersten Rentierjägern am Ende der Eiszeit bis zum Ausgang des Mittelalters lebendig. Die Ausstellung präsentiert nicht nur die Welt der ursprünglichen slawischen Burgenbauer, sondern die interessantesten Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen vor den Baggern der Lausitzer Braunkohlentagebaue - die Braunkohlenarchäologie. Ergänzt werden diese Ergebnisse durch Funde aus Dorf- und Stadtkerngrabungen, die vor allem nach 1990 auf Grund der vielfältigen Sanierungsmaßnahmen notwendig geworden sind.
Lausitzer Kultur der Bronze- und frühen Eisenzeit
Schwerpunkt neben der Darstellung slawischer, mittelalterlicher Geschichte bildet die sogenannte Lausitzer Kultur der Bronze- und frühen Eisenzeit vor ca. 3000 Jahren. In einer modern und spannend inszenierten Ausstellung finden Sie die Nachweise des ältesten Bergbaus in Deutschland, 3000 Jahre alte Sandsteingussformen aus der Bronzezeit, kostbares Glas und Metallgeschirr als Importe aus dem Römischen Reich und eine slawische Götterfigur – den "Götzen von Raddusch". Archäologische Funde, Lebens echte Rekonstruktionen, Animationen und Trickfilme verbinden sich mit einem modernen Design in einem Time-Tunnel, welcher in dem rekonstruierten Baukörper nicht vermutet wird.
Das Umfeld der Burg entspricht in den Grundzügen durchaus dem Anblick in slawischer Zeit – weit, leer und vor allem ohne Bäume. Die Eichen und Kiefern wurden vor 1150 Jahren für den Burgen- und Hausbau benötigt. Heute hat der Braunkohlenbergbau die ausgeräumten Flächen hinterlassen.
Das Wappentier der Niederlausitz
Den Besucher der Slawenburg Raddusch begrüßt in Parkplatznähe ein riesiger Stier, einerseits Symbol und Wappentier der Niederlausitz, andererseits Helfer beim Burgenbau. Kinder und so mancher Erwachsener helfen gern spielerisch mit, wenn Holz transportiert, Wagenräder gedreht und Stämme gestapelt werden müssen. Außerdem kann die Burg auf dem "Zeitsteg" umrundet werden. Bepflanzungen, Tafeln und kurze Anmerkungen verweisen auf die Ausstellung "Archäologie in der Niederlausitz". Liegestühle, Tische und Bänke laden zum Verweilen und Picknicken ein.
Öffnungszeiten
täglich
April bis September: 10:00 – 18:00 Uhr
Oktober/November und Februar/März: 10:00 – 16:00 Uhr
geschlossen 24./25./26. 12 und im Januar außerhalb der Schulferien
Anreise
Mit dem Zug RE 2 von Berlin oder Cottbus stündlich, Haltepunkt Raddusch, danach ca. 20 min zu Fuß.
Mit dem PKW über die BAB 15, Abfahrt Vetschau, oder L 49 (ehem. B 115) Abzweig Raddusch unter der Autobahn hindurch.
Das Radwegenetz des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, des Spreewaldes und der Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg der IBA sind hervorragend ausgebaut und können nicht nur von Radfahrern sondern auch Skatern genutzt werden. Hierin ist die Slawenburg Raddusch eingebunden.